Wuff kläfft es aus dem Auspuffrohr. Mit einem „ Viel Erfolg“ schliesst Peter unser Teammanager die Fahrertüre. Jetzt stehe ich hier und warte ungeduldig auf das Startsignal. Mein neues Herz ein 4 Zylinder Turbo brummt den grollenden Seat Leon V2 Sound. Hinter meinem Lenkrad sitzt Rolf, ganz konzentriert hält er den Fuss auf der Bremse und schaltet von Neutral auf Drive dann in den Sportmodus bis im Display TS erscheint. Ich fühle mich fit alles regt sich in mir. Endlich lässt er die Bremse los. Ganz Vorne ist das Saftycar gestartet. Unsere TCR Klasse rollt als 2tes Feld hinter den GT Fahrzeugen in die Aufwärmrunde. Gas ,Bremsen ,Gas bis mir richtig heiss wird. Die Kölben gehen hoch und runter, alles wird auf Betriebstemperatur  hochgefahren. Das Benzin schiesst durch meine Leitungen und explodiert im Brennraum. Das ist Rennfeeling und Adrenalin Pur! Mit aller Kraft pressen sich meine Hankookslicks auf den Asphalt, um im richtigen Moment los zu preschen. In der 2ten Runde bleiben alle Mitkonkurrenten gesittet auf den jeweiligen Startpositionen, also schön neben und hintereinander herfahrend. Die Spannung steigt. Rolf geniesst den Augenblick. Er fährt heute sein erstes Langstreckenrennen. Dani und Fredy haben ihm das ermöglicht, weil er ein begabter Nachwuchsfahrer ist. Erfahrungen bringt er vom Redbull Porsche Cup und einer Testfahrt in der TCR Serie mit. Vor zwei Jahren war Rolf der erste Junior-Bergmeister aus der Swiss Race Academy.

Dann endlich fährt das Saftycar zur Seite und wir kommen auf die Startgerade. Mit brüllenden Motoren jagt das gesamte Feld auf die erste Kurve zu. Ja Rolf tritt aufs Gas, damit ich förmlich über den Asphalt fliegen kann. Natürlich wissen wir beide ein 12h Rennen ist lang auch wenn dieses in 3h und 9h Etappen gefahren wird. Wir müssen unsere Kräfte und Resourcen schonen. Der 5,4 km lange Kurs befindet sich in einem grossen  hügeligen Waldstück. Es geht bergauf, bergab durch 14 anspruchsvolle Kurven. Meine Kölben arbeiten auf Hochtouren doch dann greift die Bremse ein. In Kurve 4,5 und 6 ist es wichtig dass Rolf Geduld mit mir hat und mich sauber in der Spur hält. Durch das S zielen wir eng rein und weit wieder raus und wieder ans Gas. Jetzt in Kurve 7 und 8 mache ich mich ganz breit, da muss sogar der rote Ferrari hinter mir bleiben. Der nimmt das aber gelassen hin. Sobald seine Lücke kommt ist er auf und davon. Kurve 9 und 10 muss ich langsam angehen. Wenn Rolf jetzt zu viel Gas gibt finde ich kein Grip und rutsche über die Vorderachse. Das wäre unnötig! Heute verhalten sich alle Konkurrenten sehr fair. Ausrutscher passieren dennoch. Ein Bolide landet im Kiesbett und lösst einen Code 60 aus. Ganz zahm drehen wir die nächste Runde und kommen auch an dem unglücklichen Pechvogel vorbei. Na vielleicht ist nicht allzu viel kaputt und er kann später das Rennen fortsetzten. Achtung Rolf der Streckenposten ist streng am kontrollieren. Wer sich nicht an die vorgesetzte Richtzeit im Sektor hält riskiert eine Strafe. Oh nein! Jetzt war ich doch zu schnell! Bevor wir lange darüber nachdenken, funkt uns Peter an. Er meldet sich gerade recht. Ich verspüre grossen Durst und meine Pneu machen schlapp. Zeit um an die Box zufahren. Hier wirbeln die Jungs mit fleissigen Händen um mich herum. Schrauben neue Pneu auf meine Vorderachse, prüfen die Bremsen und putzen meine Windschutzscheibe für optimale Sicht. Daniel ist jetzt an meinen Pedalen. Der Luftdruckablass zischt laut , ich springe auf die Slicks und möchte gerne los sprinten. Aber es geht gesittet durch die Boxengasse zur Tankstelle. Hier wird mein Durst gestillt und mit vollem Tank geht’s zurück on Tour. Daniel und ich sind ein eingespieltes Team. Er ist nicht nur mein Fahrer sondern auch der Teamchef und der Finanzchef. Er kennt auch jede noch so kleine Schraube an mir. Denn vor und nach dem Rennen stillt er zu Hause alle meine Wartungsbedürfnisse. So das ich jedes Mal wie frisch aus dem Ei geschält an den Rennen teilnehmen kann. Ohne grosse Schwierigkeiten ziehen wir unsere Runden. Kurz vor Ende der ersten Etappe gibt Peter uns Order in die Penaltybox zu fahren bevor wir zum Boxenstopp kommen. Daniel  ist verwirrt und sich keiner Schuld bewusst, aber ich weiss da war doch noch was. Ich war beim Code 60 etwas zu hastig und Rolf hat mich nicht aufgehalten. Blöd sie haben es gemerkt. 6 Sekunden knurrend muss ich stillhalten wärend draussen das Feld weiter Runde um Runde fährt. Mit 4 neuen Pneu und vollen Tank halte ich meinen 7ten Platz bis zum Etappenziel. Über Nacht bleiben meine Rennkollegen mit mir zusammen auf der Start/Zielgeraden im Parc Fermé stehen. Einige der GT Fahrzeuge ziehen einen Pyjama an. Sie sehen aus wie Gespenster in der Nacht. Beim ReStart am nächsten Tag fährt mich wieder Rolf. Er macht das wirklich super. Unsere Strategie bleibt beim ordentlich die Reifen wechseln, Tanken und immer mit dem Pulg mit rollen. Wir sind schon einige Zeit unterwegs, in Kurve 10 und 11 hat sich eine Schneise zwischen den ganzen Gummiabrieb gebildet. Rolf manövriert uns klar auf der sauberen Spur. Durch die Kurve 14 kämpft sich ein BMW vor uns her. Er ist sehr langsam und Rolf reagiert sofort. Wir sprinten an ihn heran wechseln von links nach rechts und Gas. JuHui wir ziehen an ihm vorbei. Das motiviert uns , aber Vorsicht! Meine Pneu bauen schon wieder ab und ich gerate in Kurve 4 auf den Dreck. Quer tanzend rette ich mich durch die Passage. Die Kamera vom Promoter Creventic fängt die Scene ein und sendet eine coole Slowmotion Aufnahme an alle Bildschirme in den Boxen. Nur übertreiben dürfen wir es nicht sonst fliege ich auch ins Kies. Das ist keine Option. Was ist nur mit den Pneus los? Jetzt rutsche ich immer wieder, sogar über die Markierungslinien. Autsch das ist verboten!! So kommt was kommen muss! Rolf bringt mich auch an der Penaltybox zum stehen, 10 Sekunden Strafe! Vorher sehen wir aber noch dunkle Wolken, funken zu Peter ob er Regenwolken sieht. Diesmal nicht es war nur der Rauch vom Diesel Kölbl. Regen zieht auf und schnell wechseln die Jungs auf Regenreifen. Der Schauer ist nur kurz und schnell trocknet die Strecke. Das Wechseln hätten wir uns sparen können. So kann es gehen Wetter bleibt halt sehr unberechenbar trotz modernster Hilfsmittel. Der 2te Code 60 wird von unseren spanischen Cupra -Konkurrenten der Monlau Competicion ausgelösst. Er dreht sich und landet unsanft im Kies. Scheidet aber nicht aus. 2 Stunden vor Schluss montiert mein Team mir noch neue Bremsen. Das ist ein gern beobachtetes Spektakel und der Kameramann filmt  der Boxencrew direkt über die Schulter. Das Finale fährt Daniel mit mir. In den letzten Kurven faucht  dann noch einmal der rote Ferrari hinter mir. „Mach Platz, mich hält jetzt keiner mehr auf!“ Ich blinzel ihm mit meinen Scheinwerfern nach! Bravo Ferrari  488 GT 3 vom Bohemia Energy racing with Scuderia Prahateam du hast souverän das 12 Stunden Rennen als Gesamt und Klassensieger gewonnen. Dein dritter Sieg in Folge. Respektvoll gratulieren wir auch dem Siegerteam der TCR Klasse Autorama Motorsport by Wolf Power-Racing und Ihren VW Golf GTI. Mein 8tes Rennen als TTC Familienmitglied beende ich stolz auf Platz 7 in der TCR Klasse. Diesmal ohne grosse Schäden. Ist doch auch eine tolle Leistung. Ich habe das beste Team, danke an euch alle.  

Im September stellen wir uns gemeinsam der grossen 24 Std Challenge in Barcelona.
Also Viva España y hasta luego en Cataluña.

Euer Seat Leon V2

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